Versiegelung
Auswirkung der Versiegelung auf den Naturhaushalt
Die Versiegelung sowohl innerhalb der Ortslagen als auch außerhalb nimmt ständig zu. Damit sind folgende Auswirkungen verbunden:
Gesunder Boden ist in der Lage Schadstoffe aus dem Regenwasser zu filtern und abzupuffern. Versiegelter Boden kann dies nicht leisten. Schadstoffe gelangen dann mit dem Regenwasser über die Kanalisation vermehrt in Kläranlagen und möglicherweise in die Gewässer. Regenwasser, das nicht versickern kann, wird über die Kanalisation abgeleitet. Die Folge ist einerseits eine geringere Grundwasserneubildung. Der Grundwasserspiegel sinkt. Andererseits trägt der schnelle Regenwasserabfluß zur Entstehung und Verschärfung von Hochwasserkatastrophen bei.
Auswirkung der Versiegelung auf die Hochwasserbildung
Untersuchungen des Institutes für Wasserwirtschaft der Universität Hannover belegen, daß "das Abflußvolumen der Hochwasserwellen gegenüber einem völlig unversiegelten Gebiet im Mittel um das Fünf- bis Siebenfache des Versiegelungsanteils steigt. Wenn also das Einzugsgebiet eines Fließgewässers z.B. zu 10 % versiegelt ist, steigt das Abflußvolumen der Hochwasserwellen um 50-70 %. Die Abflußscheitelwerte erhöhen sich sogar um das Sieben- bis Dreizehnfache, also bei 10 %iger Versiegelung um 50-130 %." (SIEKER, 1986).
Für den Landkreis bedeutet dies, daß das Abflußvolumen der Gewässer sich durch die Versiegelung im Mittel um 70 bis 98 % erhöht. In dicht bebauten Gebieten wie z.B. im Stadtgebiet von Neuwied liegen diese Werte entsprechend höher: 120 bis 168 %. Die Abflußspitzen erhöhen sich sogar um bis zu 310 %! Daher sollte überall im Landkreis auf weitere Bodenversiegelung verzichtet und möglichst viel Fläche entsiegelt werden.
Versiegelungsgrad im Landkres Neuwied
Der Versiegelungsgrad wird bis heute statistisch nicht exakt erfaßt. Es können jedoch gute Näherungswerte angegeben werden, die sich aus der Siedlungsfläche vermindert um Erholungsflächen, Abbauland und die den Gebäudeflächen zugeordneten Freiflächen ergibt. Die Summe der Verkehrsflächen, Gebäudeflächen abzüglich der jeweils zugerechneten statistisch erfaßten Freiflächen sowie der Betriebsflächen (ohne Abbauland) gibt einen guten Näherungswert an die tatsächlich versiegelte Bodenfläche im Kreis Neuwied.
In Diagramm # ist der Anteil der versiegelten Fläche an der Bodenfläche des Landkreises, der verschiedenen Verbandsgemeinden und der Stadt Neuwied dargestellt. Trotz der gewachsenen Kenntnisse über die negativen Auswirkungen von Bodenversiegelungen auf den Natur- und Wasserhaushalt sowie die Hochwasserbildung, hat sich der Versiegelungsgrad im Landkreis Neuwied seit 1981 mit einem Zuwachs von 11 % weiter stark erhöht (siehe Diagramm #, Flächenzuwachs). 1993 waren schon 14 % der Kreisfläche (8.530 ha) versiegelt. Den höchsten Versiegelungsgrad weist mit 25 % die Stadt Neuwied auf, gefolgt von den Verbandsgemeinden Asbach (15,5 %) und Unkel (14, %). Der geringste Versiegelungsgrad ist mit 8,9 % in der Verbandsgemeinde Bad Hönningen zu verzeichnen. Den größten Anteil an der versiegelten Fläche im Landkreis nimmt mit 3.900 ha oder 6,2 % der Gesamtbodenfläche die Verkehrsfläche ein. Der hohe Anteil der Verkehrsfläche in den Verbandsgemeinden Asbach (8,3 % der Verbandsgemeindefläche), Dierdorf (6,1 %) und Puderbach (6,2 %) ist auf die Bundesautobahn A3 zurückzuführen. Nähere Angaben zur Bodenversiegelung bezogen auf die unterschiedlichen Nutzungsarten geben Diagramm # und Tabelle # im Anhang.
Diagramm #, Anteil der versiegelten Fläche ohne Freiflächen an der Gesamtbodenfläche, gegliedert nach Verbandsgemeinden
Daten: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 1993, verändert
Diagramm #, Anteil der verschiedenen Nutzungsformen an der versiegelten Fläche, gegliedert nach Verbandsgemeinden
Daten: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz, 1993, verändert
Unter Berücksichtigung der Bevölkerungsdichte ergibt sich bezüglich des Versiegelungsgrades ein verändertes Bild (Diagramm #). Mit jeweils 32 m² versiegelter Bodenfläche pro Einwohner rangieren die Stadt Neuwied und die Verbandsgemeinde Unkel am unteren Ende der Skala. Auch in den anderen am Rhein gelegenen Verbandsgemeinden ist aufgrund der nur begrenzt zur Verfügung stehenden bebaubaren Fläche der Bodenverbrauch geringer als in den Verbandsgemeinden der Höhengebiete. Dort wird deutlich flächenverbrauchender gebaut. Die höchste Pro-Kopf-Versiegelung ist mit 91 m² in der Verbandsgemeinde Asbach zu verzeichnen, gefolgt von den Verbandsgemeinden Puderbach (79 m²) und Dierdorf (68 m²). In diesen Verbandsgemeinden ist der Anteil der Verkehrsfläche an der versiegelten Fläche mit über 50 % überdurchschnittlich hoch. In den Verbandsgemeinden Rengsdorf und Waldbreitbach entfallen 75 m² versiegelte Flächen auf jeden Einwohner. Diese Werte liegen deutlich über dem Kreisdurchschnitt von 49 m² pro Einwohner. Der Anteil der Verkehrsfläche ist mit etwa 50 % ebenfalls hoch. Die höchste Pro-Kopf-Versiegelung für Wohnzwecke wird mit 23 m²/Einwohner in der Verbandsgemeinde Asbach erreicht, gefolgt von den Verbandsgemeinden Puderbach (21 m²/E), Waldbreitbach und Rengsdorf (beide 18 m²/E).
Diagramm #, Versiegelte Fläche pro Einwohner, gegliedert nach Nutzungsarten, 1993