Stoffliche Bodenbelastung - Handlungsbedarf -
Handlungsbedarf Die Versauerung der Böden im Landkreis Neuwied ist in den Forstbereichen fast überall bedenklich. Vollständige Bodenzerstörungen sind punktuell zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist durch Schutzkalkungen längerfristig nicht aufzuhalten, sie läßt sich nur zeitlich verzögern. Inwieweit Aluminium und Schwermetalle ins Grundwasser gelangen ist noch zu prüfen.
Durch waldbauliche Maßnahmen kann der Versauerung in gewissem Umfang entgegengewirkt werden. Tief wurzelnde Laubholzarten, vor allem Esche, Erle, Linde u.a. können die tieferen, basischeren Bodenschichten nutzen und Basen in den Oberboden befördern. Das Fallaub wirkt im Gegensatz zur sauren Nadelstreu ebenfalls bodenverbessernd.
Die Umstellung auf naturnahen Waldbau mit heimischen Laubholzarten ist aus Wald- und Bodenschutzgründen voranzutreiben.
Die Umwandlung von Nadelholzforst in naturnahen Laubwald darf jedoch nur sukzessive erfolgen. Bei Kahlschlag besteht sonst die Gefahr von Stickstoffauswaschungen ins Grundwasser. Insbesondere im Privatwald aber auch im Staatswald besteht in dieser Hinsicht Handlungsbedarf.
Ein dauerhafter Schutz des Bodens vor Versauerung kann nur über eine konsequente Luftreinhaltungspolitik erreicht werden. Es ist dringend notwendig, daß wirksame politische Entscheidungen zur Verminderung der Luftschadstoffe getroffen und umgesetzt werden, auch wenn sie unbequem sind.
Zur Minderung der Stickstoffemissionen sind vor allem die Entwicklung und Umstellung auf schadstoffarme Heiz- und Kraftsysteme zu nennen.
Siehe auch:
2.5 Belastung mit Schwermetallen
Da Schwermetalle Naturstoffe sind, kommen sie in Spuren praktisch überall vor. An bestimmten Stellen treten sie auch in höheren Konzentrationen auf, in der Regel jedoch als schwerlösliche chemische Verbindungen mit geringer biologischer Verfügbarkeit. Zum Umweltproblem werden Schwermetalle erst dadurch, daß sie durch natürliche und anthropogene Einträge im Lebensraum verteilt werden. Sekundär kann es dann zu Anreicherungen kommen.
Der größte Teil der Schwermetalle gelangt aus der Luft auf den Boden. Mit der Abluft aus Verbrennungsanlagen von Kraftwerken, Industrieanlagen und privaten Haushalten werden Schwermetalle emittiert, die sich auf Pflanzen und Böden ablagern. Im Umfeld von Verkehrsstraßen wird der Boden mit Cadmium (Reifenabrieb, Dieselmotoren) und Blei angereichert. Weitere Belastungsquellen sind ehemalige Erzgruben (z.B. ehemaliges Bergbaugebiet bei Krautscheid), Schlammablagerungen nach Hochwassern (Rhein), Klärschlämme (Einsatz als Dünge- oder Bodenverbesserungsmittel), Mineraldünger, Gülle, Kompost, Pflanzenschutz- und Futtermittel.
2.5.1 Cadmiumbelastung durch Düngemittel
In der Bundesrepublik Deutschland werden gegenwärtig Rohphosphate mit niedrigem bis mittlerem Cadmium(Cd)-Gehalt verarbeitet. Bei einer durchschnittlichen Phosphatdüngung von 70 kg/ha ergibt sich eine jährliche Belastung von 3 bis 5 g Cd/ha/Jahr. Dieser Zufuhr stehen Entzüge durch geerntete Pflanzenteile, Versickerung, Auswaschungen usw. von bis zu 4 g Cd/ha/Jahr gegenüber (Quelle: Bericht der Landesregierung Rheinland-Pfalz).
Tabelle #, Gehalte, tolerierbare Richtwerte und Grenzwerte von Schwermetallen in Kulturböden,
Quelle: Tritt, W.P, Zur Problematik der Akzeptanz von Klärschlämmen, Korrespondenz
Abwasser 8/94, verändert;
Dies bedeutet, daß das Cadmiumproblem großenteils vom Boden auf Lebensmittel und Grundwasser verlagert wird. Während einige Schwermetalle (Cu, Zn, Fe, Mn, Mo, Co) essentielle Nährstoffe für die Pflanzen darstellen und erst eine Überdosis bedenklich ist, sind insbesondere Blei, Cadmium und Quecksilber grundsätzlich als bedenklich einzustufen. Cadmium wird besonders schnell von Pflanzen aufgenommen. Es gelangt also sehr leicht über Kulturpflanzen und Nutztiere in unsere Lebensmittel und stellt somit eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit dar.
Organische Düngemittel, wie Kompost, Mist und Gülle können ebenfalls schwermetallbelastet sein; insbesondere Schweinegülle weist einen hohen Gehalt an Zink auf (siehe Tabelle #).
Daten zur Belastung der Böden mit Schwermetallen und sonstigen Schadstoffen werden erst mit Fertigstellung des Bodenbelastungskataster Rheinland-Pfalz für den Bereich des Landkreises vorliegen. In einer Fortschreibung des Umweltberichts sind diese Daten zu berücksichtigen.
Tabelle #, Schwermetallgehalte von organischen und mineralischen Düngern
Quelle: W.P. Tritt, Korrespondenz Abwasser, 8/94
2.6 Gewerbe- und Industriebetriebe
Wassergefährdende Stoffe sind in der Regel auch bodengefährdende Stoffe. Bodenbelastungen können daher von allen Betrieben ausgehen, die mit wassergefährdenden Stoffen umgehen, wie beispielsweise chemische Reinigungen, Tankstellen oder chemische Betriebe. Erfaßt werden Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen, die der Wasserbehörde gemeldet werden (siehe auch Kapitel Wasser, Unfälle beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen).
Erhebliche Probleme gab es in der Vergangenheit durch Schwermetallbelastungen in der Ortsgemeinde Krautscheid in der Umgebung eines Betriebes, der Altbatterien verarbeitet. Nachdem in den 70er Jahren Weidetiere aufgrund von Bleivergiftung verendeten, wurden umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und die Bleikonzentrationen in der Luft sowie der Staub- und Bleiniederschlag in der Umgebung des Betriebes gemessen. Die Untersuchung ergaben zwar erhöhte Bleiwerte im Boden, da das Betriebsgelände sich auf dem Gelände eines ehemaligen Bergwerks für Blei- und Eisenerz befindet, ist nicht auszuschließen, daß es sich bei den Bleibelastungen um Altlasten aus dem ehemaligen Bergwerksbetrieb handelt bzw. um Altlasten aus dem Schornstein des Batteriebetriebes aus der Zeit vor Verabschiedung des ersten Bundesimmissionsschutzgesetzes in den 60er Jahren. Das Werk existiert seit 1904.
Durch Verbesserung der Filteranlagen ist der Ausstoß an Schadstoffen durch den Batteriebetrieb, insbesondere Blei, in den letzten Jahren zurückgegangen und liegt deutlich unterhalb der in der Technischen Anleitung zur Luftreinhaltung (TA Luft) festgelegten Immissionswerte. Eine stark erhöhte Cadmiumbelastung in den Innereien von Weidetieren aus der Umgebung des Batteriewerkes wird ebenfalls auf Altlasten aus dem Bergwerksbetrieb zurückgeführt.
Nach Auskunft des Geologischen Landesamtes können bei entsprechenden Windverhältnissen möglicherweise auch blei- und cadmiumbelastete Stäube von der Bleihütte Braubauch (Westerwaldkreis) in das Kreisgebiet Neuwied verfrachtet werden. Genauere Informationen zur tatsächlichen Belastung durch die Bleihütte können erst nach Fertigstellung des Bodenbelastungskatasters im Kreisgebiet gegeben werden.
2.7 Kraftfahrzeugverkehr
Bodenbelastungen entstehen an stark frequentierten Verkehrsstraßen bzw. Parkflächen insbesondere durch Dieselruß, Blei aus bleihaltigem Kraftstoffen und Tropfverlusten (Öl). Zur Belastung des Bodens durch Tausalze siehe Abschnitt 2.11.
Verkehrsunfälle gehen meist mit Bodenverunreinigungen durch Kraftstoff bzw. Öl einher. Soweit derartige Unfälle den Behörden bekannt werden, wird der verunreinigte Boden auf Kosten des Verursachers ausgetauscht und auf der Deponie entsorgt (siehe auch Kapitel Wasser, Unfälle beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen.).
Von den verkehrsbedingten Luftschadstoffen sind in Bezug auf Bodenbelastungen besonders die Stickoxide relevant. Die durchschnittliche jährliche Depositionsrate für Stickstoff beträgt im Freiland bundesweit etwa 6 bis 24 kg/ha. Hauptverursacher ist der Kraftfahrzeugverkehr.
Siehe auch: