Fließgewässer

Hauptgewässer des Landkreises ist der Rhein, der als Vorfluter für alle anderen Gewässer fungiert. Die Wasserführung des Mittelrheins ist relativ ausgeglichen. Extreme Witterungsverhältnisse können zu Hochwässern führen. In den vergangenen Jahren verstärkte sich die Hochwasserbildung (siehe Abschnitt Hochwasserschutz). Wichtigster Nebenfluß ist die Wied. Ihr oberirdisches Einzugsgebiet umfaßt mit dem Holzbach 405,9 km²; dies entspricht etwa 65 % des Kreisgebietes. Das Einzugsgebiet des Holzbaches umfaßt mit 111,5 km² knapp 18 % der Kreisfläche. 48,1 km² (etwa 8 %) des Kreisgebietes entwässern in den Saynbach, 12,8 km² (2 %) in die nördlich des Kreises fließende Sieg. Die restliche Kreisfläche von 160 km² (25 %) entwässert über kleinere Bäche direkt in den Rhein.

Die oberirdischen Gewässer werden nach dem Landeswassergesetz aufgeteilt in:

Wied, Rothenbachmündung nordöstlich Wahlrod (Westerwaldkreis) bis Mündung in den Rhein in Neuwied;

Holzbach, von der Semmelwiesenbachmündung in Brückrachdorf bis zur Mündung in die Wied nördlich Döttesfeld;

Saynbach, von der Mündung des Kleinen Saynbaches nördlich Oberhaid (Westerwaldkreis) bis zur Mündung in den Rhein westlich Bendorf;

Abbildung #, Wichtigste Fließgewässer im Kreis und ihre oberirdischen Einzugsgebiete

 

Skizze: B. Frömbgen

Gewässergüte

Gewässerüberwachung

Derzeit werden im Kreis Neuwied vom Landesamt für Wasserwirtschaft etwa 80 Meßstellen zur biologischen Gewässerüberwachung betrieben, die je nach Bedeutung 1- bis 3mal innerhalb von 3 Jahren untersucht werden. Die Ergebnisse werden in Form von Gewässergütekarten dargestellt.

Grundlage der biologischen Gewässerüberwachung ist das Saprobiensystem mit sieben Saprobitätsstufen, die die Belastung mit organischen, unter Sauerstoff-(O2)-Zehrung abbaubaren Wasserinhaltsstoffen anzeigen. Die im Gewässer vorkommenden oder fehlenden Tier- und Pflanzenarten dienen dabei als Indikatoren für die einzelnen Saprobienstufen. Im Gegensatz zur chemischen Analyse, die nur eine Momentaufnahme der Wasserinhaltsstoffe aufzeigt, kann mit dem biologischen Befund eine Einschätzung des längerfristigen Gütezustandes eines Gewässers vorgenommen werden. Ergänzend werden physikalisch-chemische Untersuchungen durchgeführt. Es werden sieben Gewässergüteklassen unterschieden (siehe Tabelle #, Gewässergüteklassen).

Tabelle #, Gewässergüteklassen

Güteklasse I

unbelastet bis gering belastet

(dunkelblau)

vor allem Quellgebiete und sehr gering belastete Oberläufe sommerkalter Fließgewässer; Laichgewässer für Edelfische (z.B. Lachse);
Güteklasse I-II

gering belastet

(hellblau)

gering belastete Fließgewässer, meist Oberläufe im allgemeinen nur bei sommerkalten Gewässern; das Wasser ist klar; Edelfischgewässer;
Güteklasse II

mäßig belastet

(dunkelgrün)

Gewässerstrecken mit mäßigen Verunreinigungen durch organische Stoffe und deren Abbauprodukte; ertragreiche Fischgewässer;
Güteklasse II-III

kritisch belastet

(hellgrün)

Gewässerstrecken, deren Belastung mit organischen sauerstoffzehrenden Stoffen einen kritischen Zustand bewirkt; Fischsterben infolge O2-Mangel möglich; meist noch ertragreiche Fischgewässer (ohne Edelfische);
Güteklasse III

stark verschmutzt

(gelb)

Wasser durch Abwassereinleitungen getrübt; geringe Fischereierträge mit periodischem Fischsterben infolge Sauerstoffmangel;
Güteklasse III-IV

sehr stark verschmutzt

(orange)

Wasser durch Abwassereinleitungen getrübt, der Gewässergrund ist meist verschlammt; Fische sind nur lokal und dann nicht auf Dauer anzutreffen;
Güteklasse IV

übermäßig verschmutzt

(rot)

Wasser durch Abwassereinleitungen stark getrübt; Fische fehlen.

Gewässergütekarte

Seit 1972 wird etwa alle 3 Jahre eine Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz für die größeren Fließgewässer im Maßstab 1:1.000.000 veröffentlicht. Im Kreis Neuwied sind dies Rhein, Wied, Holzbach und Saynbach. Seit 1984 werden auch kleinere Gewässer mit einem Einzugsgebiet größer als 5 km² bzw. mit einem Mittelwasserabfluß ab ca. 30 l/sec regelmäßig auf ihren biologischen Gütezustand hin untersucht und im Maßstab 1:200.000 dargestellt. Hierzu zählen im Kreis Neuwied:

Rheinzuflüsse:

Breitbach im Unterlauf

Kasbach

Altenbach mit Sternerbach und Losbach

Leubsdorfer Bach

Staierbach im Unterlauf

Bahlsbach im Unterlauf

Mühlbach im Unterlauf

Wiedzuflüsse:

Aubach

Fockenbach

Pfaffenbach mit Hallerbach

Mehrbach

Daufenbach

Zuflüsse des Holzbaches:

Wambach

Dreisbach

Kirchdorfer Bach

Dernbach

Ölsbach

Semmelwiesenbach

Grenzbach

Zuflüsse in den Saynbach:

Iserbach mit Steinebach

Ommelsbach

Gewässergüte im Kreis Neuwied

Durch zunehmenden Anschluß der Haushalte und Gewerbebetriebe an Abwasserreinigungsanlagen hat sich die Gewässergüte im Kreis Neuwied gegenüber den lokal auftretenden starken Verschmutzungen der 70er bzw. 80er Jahre verbessert. Aufgrund der hohen Anzahl der noch bestehenden Einleitungen treten jedoch auch weiterhin selbst in den Oberläufen der Bäche vermeidbare Belastungen auf (siehe Abschnitt Abwasser, Schmutzwassereinleitungen und Tabellen #, # im Anhang). Bei vielen ehemals unbelasteten Gewässern bzw. Gewässerabschnitten sind Belastungszunahmen zu verzeichnen (siehe Gewässergütekarten im Anhang). Allgemein ist eine Nivellierung der Gewässergüte hin zu einem mäßig belasteten Zustand festzustellen. Ursachen für die derzeitigen Wasserbelastungen sind genehmigte und ungenehmigte Schmutzwassereinleitungen aus Kläranlagen, Gewerbebetrieben und sogenannten "offenen Kanalenden", die Einleitung belasteter Straßenabwässer und Belastungen durch Fischteichanlagen und landwirtschaftliche Nutzung. Im Folgenden werden Zustand und Entwicklung der Gewässer 2. Ordnung und der besonders belasteten Gewässer im Kreis näher ausgeführt. Weitere Angaben zur Gewässergüte an Gewässern 3. Ordnung werden in Abschnitt Abwasser, Abwasserbeseitigungskonzepte der Verbandsgemeinden gegeben.

Wied: Die Gewässerqualität der Wied hat sich im Kreisgebiet gegenüber 1972 verschlechtert. Die Gewässergütekarte von 1972 weist die Wied von Peterslahr bis Niederbreitbach als gering belastetes Gewässer der Güteklasse I-II aus; nur unterhalb Niederbreitbach wurde eine mäßige Belastung (Güteklasse II) registriert, kritisch belastete Strecken befanden sich nur außerhalb des Kreisgebietes am Oberlauf. In der Folgezeit hat sich die Gewässerqualität der Wied im Kreisgebiet, nach einer zeitweiligen, deutlichen Verschlechterung in den siebziger Jahren, im Bereich Neustadt sowie in ihrem Unterlauf (1977: Güteklasse II-III) seit 1984 auf ein mäßig belastetes Niveau (Güteklasse II) eingependelt.

Ursache für die heute vorhandenen Belastungen sind vor allem Einleitungen von mehr oder weniger vorgereinigtem häuslichen und kleingewerblichen Schmutzwasser über sogenannte "offene Kanalenden". 1992 "entsorgten" ca. 8.000 Einwohner ihre Abwässer ohne Anschluß an eine zentrale Kläranlage direkt in die Wied bzw. kleinere Wiedzuflüsse (vgl. Tabelle #, Gewässergüte und Einleitungen im Anhang).

Holzbach: Im Holzbach hat sich in weiten Bereichen eine durchgängig mäßige Belastung (Güteklasse II) eingestellt. Gegenüber den teilweise starken Verschmutzungen in den 80er Jahren (1984: Güteklasse II-III, ab Raubach Güteklasse III ) hat sich die Gewässerqualität verbessert. Unterhalb der Papierfabrik Hedwigsthal wurden jedoch auch in jüngerer Vergangenheit des öfteren Fischsterben beobachtet. Ein Zusammenhang mit der Papierfabrik ließ sich bisher nicht nachweisen. Die Güteklasse I-II erreicht der Holzbach, außer am Oberlauf (Kreis WW), bisher nur am Unterlauf durch Zufluß sauberen Wassers aus dem Wambach (Gewässergüte I-II). Die anderen Zuflüsse führen dem Holzbach zumeist mäßig belastetes, im Falle des Ölsbaches sogar kritisch belastetes Wasser (Güteklasse II-III) zu. Die starke Beeinträchtigung des Ölsbachs ist hauptsächlich auf Belastungen aus einer intensiv genutzte Fischzuchtanlage zurückzuführen.

Saynbach: Der ehemals im ganzen Bachverlauf unbelastete bis gering belastete Saynbach (Güteklasse I-II, tlw. II) wurde in den 70er und 80er Jahren durch zunehmende Abwassereinleitungen aus Haushalten und Betrieben und insbesondere durch Abbwässer aus dem Tonabbau stark beeinträchtigt (Güteklasse II und II-III in 1977/87). Durch Anschluß an Kläranlagen und Begrenzung der Einleitungen aus dem Tonabbau hat sich die Wasserqualität 1992 deutlich verbessert. Etwa ab Isenburg bis fast zur Mündung in den Rhein wird der Saynbach heute der Güteklasse I - II zugeordnet. Die oberhalb Isenburg bestehenden Belastungen (Güteklasse II) sind auf häusliche Abwässer sowie auf zwar verminderte aber weiterhin noch bestehende Einleitungen aus den Tonabbaubetrieben im angrenzenden Westerwaldkreis zurückzuführen.

Rhein: Lange Zeit gelangten aus den Rheinanliegergemeinden im Kreisgebiet häusliche und gewerbliche Schmutzwässer teilweise oder gänzlich ungereinigt in den Rhein. Hier wurde in den vergangenen Jahren durch Bau von öffentlichen und privaten (verschiedene Gewerbebetriebe) Kläranlagen eine deutliche Verbesserung erzielt. Die derzeit noch bestehenden Schmutzwassereinleitungen in den Rhein bzw. seine Zuflüsse, vor allem in der Verbandsgemeinde Linz, sollen in den kommenden Jahren entfallen (siehe auch Abschnitt Abwasser).

Entwicklung der Gewässergüte, Gewässer I. und II. Ordnung im Kreis Neuwied

  1972 1977 1984 1987 1992 Tendenz
Rhein III II II II II

+/=

Wied II bis I-II II tlw.,

II-III tlw.,

I-II tlw.

II II II

-/=

Holzbach II tlw.

II-III tlw.

II,

I-II tlw.,

II-III tlw.

II bis

II-III

II-III bis

III

II,

I-II tlw.

-/+

Saynbach I-II,

II tlw.

II tlw.,

II-III tlw.

II ,

I-II tlw.

II-III,

II tlw.

II und

I-II

-/+