Emissionen aus genehmigungsbedürftigen Anlagen


Für den Bereich der genehmigungsbedürftigen Anlagen sind in der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft stoffbezogene Emissionsbegrenzungen festgelegt. Für zahlreiche Anlagenarten sind zusätzliche besondere Emissionswerte festgelegt, die von den allgemeinen Emissionswerten abweichen können.

Im Kreis Neuwied befinden sich insgesamt etwa achtzig Anlagen, für die eine Genehmigung nach dem BImSchG bzw. der Gewerbeordnung vorliegt. Emissionsintensive Anlagen wie z.B. Großfeuerungsanlagen, Schwerindustrie- oder Bergbauanlagen, befinden sich nicht darunter. Im Folgenden ist die Anzahl der genehmigungsbedürftigen Anlagen im Kreis Neuwied, gegliedert nach Anlagentypen, aufgelistet:

Anlagentyp Anzahl
Feuerungsanlage 5
Metallverarbeitung 12
Steine, Erden-Industrie 26
Chemische Industrie 4
Zellstoffverarbeitung 1
Kunststoffverarbeitung 3
Oberflächenbehandlung mit

organischen Stoffen

2
Nahrungsmittelproduktion 3
Energieversorgung 2
Abfallverwertung 2
Lagerung von Stoffen 9
sonstige 6

Die Überwachung der genehmigungsbedürftigen Anlagen in den Verbandsgemeinden des Kreises obliegt der Gewerbeaufsicht. Die Anlagen in der Stadt Neuwied werden durch die Stadtverwaltung überwacht.

Hauptemittenten

Die Hauptemittenten des Sektors genehmigungsbedürftige Anlagen im Landkreis Neuwied befinden sich in der Stadt Neuwied und ihrer unmittelbaren Umgebung sowie in Bad Hönningen und Krautscheid. Nach Fachaussagen (Gewerbeaufsichtamt) weisen die Emissionen dieser Emittenten nur eine geringe Ausbreitung auf. Ferntransporte aus dem Kreis heraus entstehen dabei in der Regel nicht

Bad Hönningen: Größter Emittent im Kreis Neuwied ist ein Chemiewerk in Bad Hönningen, sowohl nach Anzahl der Emissionsquellen als auch nach Menge des Ausstoßes. Probleme bestanden lange Zeit hinsichtlich des hohen Ausstoßes von Schwefeldioxid (SO2) bei der Produktion von Barium- und Strontiumcarbonat aus Sulfaten. 1995 betrug die SO2-Emission 3.114 Tonnen im Jahr (Umweltbericht 1995/96 des Chemierwerkes). Seit Anfang 1996 ist eine Anlage zur Rauchgasentschwefelung im Bau und soll voraussichtlich Mitte 1997 fertiggestellt sein. Hierdurch soll eine Minderung um etwa 90 % auf etwa 350 Tonnen SO2/Jahr und 300 mg/m³ Abluft (Grenzwert nach TA-Luft: 500 mg/m³) erreicht werden. Erst seit 1986 ist mit der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft) eine rechtliche Möglichkeit zur Durchsetzung von Emissionsminderungen gegeben. Die in der TA Luft eingeräumte Frist zur Umsetzung konnte aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht eingehalten werden, so daß eine Fristverlängerung genehmigt wurde. Neben SO2 wird aus etwa 50 Quellen Staub emittiert. Hier erfolgen seit einigen Jahren kontinuierliche Messungen. Die Meßwerte befinden sich an den einzelnen Quellen im zulässigen Rahmen, die Gesamtstaubemission ist 1995 mit 66 Tonnen gegenüber dem Ausstoß zu Beginn der 90er Jahre (ca. 150 t/a) deutlich rückläufig. Emissionsminderungen wurden neben der Einführung von Filtersystemen auch durch Stillegen von Produktionsbereichen erreicht. Beispielsweise wurde die gesamte Wasserstoffperoxid-Anlage 1995 stillgelegt.

Krautscheid: In der Gemeinde Krautscheid wird auf dem Gelände eines ehemaligen Erzbergwerkes (Blei, Eisen) eine Schachtofenanlage zur Aufbereitung von Blei aus Altbatterien betrieben. In der Vergangenheit traten in Krautscheid z.T. erhebliche Schäden durch Bleiemissionen auf. Nachdem Ende der 70er Jahre Weidetiere in der Umgebung des Betriebes an Bleivergiftung starben wurden umfassende Untersuchungen eingeleitet. Die gesetzlichen Bestimmungen gaben jedoch nicht viel her. So lag in den 60er Jahren der Grenzwert für Blei bei 400mg/m³ Abluft. Messungen erfolgten als Einzelmessungen, so daß überhöhte Spitzenwerte nicht erfaßt werden konnten. Seit 1991 wird der in der Abluft der Schachtofenanlage enthaltene Staub- und Bleigehalt kontinuierlich gemessen, alle anderen Schadstofe werden durch wiederholte Einzelmessungen erfaßt. Die Überwachung oliegt dem Gewerbeaufsichtsamt Koblenz.

Durch den Einsatz moderner Filtereinrichtungen wurden die Meßwerte für Staub und Blei in der Abluft stark reduziert und liegen heute weit unter den Vorgaben der TA-Luft. Ausser für SO2 werden für alle Substanzen die strengeren Grenzwerte der 17. BImschV (Verordnung über Verbrennungsanlagen für Abfälle) eingehalten. Wurden in 1983 noch 1,03 mg Blei/m³ Abluft festgestellt so liegt der Wert Januar 1995 bei 0,3 Blei/m³. 1994 betrug die Gesamtstaubemission 177 Kilogramm im Jahr mit einem Bleianteil von 86 Kilogramm. Zur Minderung der SO2-Spitzen ist in 1996 eine Entschwefelung vorgesehen Nicht kontinuierliche Messungen erfolgen in regelmäßigen Abständen für die in Tabelle # aufgeführten Stoffe sowie für Fluorwasserstoff und Chlorwasserstoff.

Tabelle #, Emissionsmesswerte der Schachtofenanlage in Krautscheid, Stand Januar 1995

Quelle: Gewerbeaufsichtsamt

Emissionsentwicklung

Die Luftverunreinigungen durch Schwefeldioxid sind gegenüber den siebziger Jahren bundesweit, auch iin den alten Bundesländern, zurückgegangen. Die Abnahme beruhte zunächst auf der Umstellung der Brennstoffe von Kohle auf Öl und Gas. In den 80er Jahren führten die Anforderungen der TA Luft und der Großfeuerungsanlagenverordnung, insbesondere die Abgasentschwefelung, zu einer erheblichen Senkung der Schwefeldioxid-Emissionen.

Emissionsärmere Feuerungssysteme, Abgasreinigung (Abgasentstickung) und Umstellung auf emissionsärmere Brennstoffe in industriellen, gewerblichen und häuslichen Feuerungsanlagen haben seit Mitte der 80er Jahre bundesweit zu leicht rückläufigen Stickoxidemissionen geführt. Insgesamt ist die NOx-Belastung jedoch noch viel zu hoch. Hauptemittent für Stickoxide ist heute der Straßenverkehr, gefolgt von dem Sektor Hausbrand. Eine deutliche Verringerung des Stickstoffausstoßes ist vor allem auch im privaten Bereich (Heizung und Verkehr) dringend erforderlich. Die bisher getroffenen Maßnahmen zur Emissionsminderung im Straßenverkehr, wie die Einführung schadstoffarmer Pkw, das Benzinbleigesetz, die Begrenzungen des Schadstoffgehaltes in Treibstoffen sowie die Einführung der Abgassonderuntersuchung, haben zwar zu einer Abgasverminderung geführt, die vor allem durch die zunehmende Verkehrsleistung jedoch weitgehend ausgeglichen worden ist.

Die Entwicklung der Ozonbelastung im Kreisgebiet ist in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen NOX-Emissionen (besonders Kfz-Verkehr) und sonniger Witterung steigend. Die Luftbelastung mit dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) ist sowohl bundesweit als auch im Kreis Neuwied steigend. Daten zur CO2-Emission im Kreisgebiet sind im Kapitel Klimaschutz aufgeführt. Aussagen zur Entwicklung der Belastung mit organischen Luftschadstoffen im Landkreis können an dieser Stelle mangels Daten nicht getroffen werden.

Tabelle #, Jahresmittelwerte der Luftbelastung im ländlichen Raum

Angaben für SO2,NO2, Ozon in µg/m³, Angaben für CO2 in ppm; AL = alte Bundesländer, NL = neue Bundesländer.

Quelle: Umweltbundesamt, Umweltdaten 1995

Deposition von Luftschadstoffen

Die in die Luft abgegebenen Schadstoffe kommen zwangsläufig auf die Bodenoberfläche, Wasseroberfläche oder Vegetationsdecke zurück. Der Eintrag von Stoffen aus der Luft in das System Boden-Pflanze kann entweder mit dem Niederschlag als nasse Deposition oder durch Sedimentation oder Anlagerung an feste Teilchen, Nebel oder Gase als trockene Deposition erfolgen. Die Gesamtdeposition ist dabei nicht nur abhängig von der Schadstoffkonzentration sondern vor allem auch von Niederschlagsmenge, Standorthöhe, Exposition sowie dem Vegetationstyp. Beispielsweise hat Wald eine größere Oberfläche als Freiland und "kämmt" somit mehr Schadstoffe aus der Luft aus. Von den deponierten Luftschadstoffen sind insbesondere die Säurebildner wie z.B. Schwefeldioxid, Stickoxide, Ammoniak, Chlorwasserstoff sowie Metalle wie beispielsweise Blei, Aluminium und Cadmium umweltbelastend. Diese Schadstoffeinträge führen zu einer allgemeinen Schadstoffbelastung, Aufdüngung und Versauerung der Landschaft, was für die Vegetation, die Tierwelt, den Boden und die Gewässer eine erhebliche Gefährdung darstellt.

Depositionsrate in der BRD

Die Gesamtdeposition an Schwefel und Stick-oxiden in der BRD wird vom Umweltbundesamt für 1992 mit 1.098.100 Tonnen oxidiertem Schwefel und 359.500 Tonnen oxidierter Stickstoff angegeben. Dies entspricht einem mittleren Eintrag von 30,8 kg Schwefel bzw. 10 kg Stickstoff pro Hektar und Jahr. Auch Schwermetalle werden insbesondere durch nasse Deposition aus der Luft abgelagert. Die Depositionsrate für Blei und Cadmium (hauptsächlich anthropogenen Ursprungs) in der BRD liegt bei 10 bis 100 µg/m² und Tag. Dies entspricht einer Menge von 36,5 bis 365 g/ha und Jahr.

Depositionsrate im Kreis Neuwied

Daten zur Deposition von Luftschadstoffen liegen für das Kreisgebiet nicht vor. Die höchsten Depositionsraten sind in den bewaldeten Höhenbereichen mit hohem Niederschlagsaufkommen zu erwarten. Bodenuntersuchungen der Forstdirektion ergeben eine durch Deposition von Schwefel, Ammoniak und Stickoxiden hervorgerufene starke Versauerung auf allen Bodentypen im Forstbereich des Landkreises.

siehe auch:

Kapitel Boden - Bodenversauerung

Kapitel Wald - Waldschäden

Tabelle #, Luftschadstofftransport und Gesamtdepositionen in der BRD 1992

Quelle: Umweltbundesamt, Umweltdaten 1995